Nach/Lese

Oft gehört
und trotzdem neu

von Claudia Grubmüller
11. 05. 2018
Lesezeit: 6 Minuten

„Werte müssen im gesamten Unternehmen gelebt werden“ – eine Phrase, die zumindest sinngemäß schon von jedem HR-Profi zigfach gehört wurde. Mit großer Wahrscheinlichkeit plädieren auch Sie regelmäßig für authentisches Handeln nach gemeinsam definierten Werten.

Doch warum war dieser Input während des 7. HR/Cafés zum Thema „Cultural Fit“ dennoch brandaktuell? Weil er in den meisten Fällen zwar theoretisch längst angekommen ist, er den Transfer in die Praxis jedoch – aus verschiedensten Gründen – selten geschafft hat.

Cultural Fit
im 7. HR/Café

Die Key Note Speaker Doris Palz (Managing Director) und Christian Trübenbach (Senior Consultant) von Great Place to Work® sprachen am 8. Mai über „Cultural Fit“, die kulturelle Passung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Inhaltlich griffen Sie eben diese verbindlichen und im Idealfall verbindenden Werte auf. Grundtenor des Vortrages:


„Hire for attitude,
train for skills“

Dieser oft zitierte Satz fordert Recruiter dazu auf, vorrangig nach Charakteren zu suchen, die zur Persönlichkeit des Unternehmens passen. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Analyse sogenannter Soft Skills. Fachliche Kompetenz und ein souveräner Lebenslauf sind dabei zweitrangig. Denn: Auch als Arbeitnehmer bleiben wir selbstverständlich stets Mensch.

Täglich bringen wir unsere Erfahrungen, Erwartungen, Bedürfnisse, eben unsere Persönlichkeit zur Arbeit mit. Und wie auch im Privatleben „funktionieren“ Menschen besonders dann gut, wenn sie sich wohl fühlen. Dieses Wohlfühlen beflügelt uns, Ziele konsequent zu verfolgen. Wir wollen uns einbringen, dran bleiben und unser Bestes geben.

Alles in allem ziemlich genau das, was Arbeitgeber sich von ihren Mitarbeitern wünschen. Demnach entscheidet vor allem der Cultural Fit, und dessen Überprüfung, über das Zustandekommen positiver, langfristiger Arbeitsbeziehungen.

How to fit in

Wann beginnt nun dieses Überprüfen? Richtig! Längst vor dem Bewerbungsgespräch und sogar vor der Formulierung eines Job-Inserates. Die (Unternehmens-)Kultur wirkt bereits im Vorfeld – oft lange bevor potentielle Kandidaten auf die ausgeschriebene Stelle aufmerksam werden. Hier ein kleiner Leitfaden von Great Place to Work® für einen gelungen Onboarding-Prozess in fünf Schritten:

1. Employer Branding

Wie stellen Sie Ihr Unternehmen in der Öffentlichkeit als Arbeitgeber dar? Welche Infos können potentielle Bewerber bereits vor dem Erstkontakt erfahren? Online, in der Presse, über Dritte, durch bestehende Mitarbeiter? Bereits jetzt legen Sie den Grundstein einer Beziehung: Sind Sie nahbar, ehrlich, offen oder geheimnisvoll, feurig und laut? Ihre Botschaften werden dementsprechende Kandidaten anziehen.

2. Bewerbungen

Bestenfalls flattern nun zahlreiche Bewerbungen ins Haus. Auch dieser Zeitraum wirkt sich auf die Attraktivität Ihrer Arbeitgebermarke aus. Speisen Sie deshalb „Leider-Nein“-Kandidaten nicht mit Floskeln ab und lassen Sie keine Fragen oder Anfragen unbeantwortet. Es könnte desinteressiert oder sogar überheblich wirken.

Geben Sie Bewerbern, die Sie kennen lernen möchten, die Möglichkeit, sich auf das Gespräch vorzubereiten: Wer wird anwesend sein? Wie ist der Ablauf des Termins?

3. Bewerbungsgespräch

Um einen möglichst authentischen Eindruck des Kandidaten zu gewinnen, versuchen Sie die Gesprächsatmosphäre von Beginn an persönlich, fast freundschaftlich, zu gestalten. Je weniger „Prüfungsstress“ der Bewerber spürt, desto mehr und desto ehrlicher wird er von sich erzählen.
Um die Werte, also den Cultural Fit, abzugleichen, eignen sich individuelle Fragestellungen.

Ein plakatives Beispiel: Ihr Unternehmen ist mutig. Fragen Sie nicht: „Sind Sie mutig?“ oder „Können Sie sich mit diesem Wert identifizieren?“. Eine aussagekräftige Antwort bekommen Sie viel eher darauf: „Was war das Mutigste, dass Sie jemals gemacht haben?“.

Weitere Ideen:

  • Kennenlernen der Kollegen bereits in dieser Phase: ein gemeinsamer Termin zum Kaffee, ein Essen oder eine vom Team gestaltete Postkarte)
  • Eine persönliche Nachricht des Chefs

4. Tag X vorbereiten

Sie konnten Ihren Wunschkandidaten für das Unternehmen gewinnen. Achten Sie nun darauf, den neuen Mitarbeiter über alle weiteren Schritte sowie seinen ersten Arbeitstag möglichst detailreich zu informieren. Auch sehr selbstbewusste Persönlichkeiten sind in neuer Umgebung – manche mehr und manche weniger – verunsichert. Je kleiner diese Hürden zu Beginn des Arbeitsverhältnisses sind, desto rascher kann der neue Mitarbeiter sein volles Können einbringen.

5. Herzlich willkommen

Oft genügt eine kleine Geste, um Wertschätzung zu signalisieren. „Schön, dass Sie da sind“. Werden Sie kreativ bei der Inszenierung des ersten Tages!

 

Zusammengefasst:
Zeigen und betonen Sie, dass Ihrem Unternehmen der Mensch „hinter dem Mitarbeiter“ wichtig ist!

Wie andere Unternehmen ihren Onboarding-Prozess gestalten, hat Great Place to Work® in Form von Best Practices für Sie dokumentiert. Bei Interesse schicken Sie uns einfach ein E-Mail an mail@hrcafe.at

Abschließend noch ein herzliches Danke all unseren Gästen fürs Dabeisein. Auch das 7. HR/Café war – wie alle Veranstaltungen zuvor – innerhalb kurzer Zeit ausgebucht. Darunter viele Stammgäste (u. a. Primetals Technologies, Hödlmayr International oder Asamer Kies- und Betonwerke) und zahlreiche neue Besucher (u. a. OMV Gas & Power oder Intersport Austria).

Die große Resonanz freut uns natürlich riesig!
Und: HR/Café Nr. 8 ist bereits in Planung.

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