Nach/Lese

Psychologische Sicherheit als Schlüssel für Hochleistungsteams

von Laura Gelbmann
24. 03. 2025
Lesezeit: 5 Minuten

Ein Team kann nur so gut sein, wie der Raum, den es für Offenheit und Vertrauen bekommt. Beim 29. HR/Café stellte Stefan Promper, Organisationsentwickler, Trainer und Coach beim Beratungsquartier, die Frage in den Mittelpunkt, wie Unternehmen psychologische Sicherheit gezielt fördern können – nicht als nette Zusatzmaßnahme, sondern als entscheidenden Erfolgsfaktor. Als zentralen Baustein. Dabei wurde schnell klar: Teams, die sich trauen, Fehler einzugestehen, unbequeme Fragen zu stellen und ehrliches Feedback zu geben, sind nicht nur leistungsfähiger, sondern auch widerstandsfähiger und innovativer.

Frühlingssonne begleitet uns in den Abend im Musiktheater, dazu leises Klirren von Gläsern, und angeregte Gespräche. Und ein wenig musikalische Untermalung, die aus den Proberäumen zu hören war. Die Atmosphäre des 29. HR/Cafés war der perfekte Rahmen für ein Thema, das in der modernen Arbeitswelt an Relevanz gewinnt: Psychologische Sicherheit. Ein Konzept, das über Wohlfühlfloskeln hinausgeht und maßgeblich darüber entscheidet, ob Teams ihr Potenzial entfalten oder in stiller Anpassung verharren.

Psychologische Sicherheit: Der Faktor, der den Unterschied macht

Dass Vertrauen im Team wichtig ist, ist keine revolutionäre Erkenntnis. Doch „Googles Projekt Aristoteles“ hat in einer Langzeitstudie untersucht, was Hochleistungsteams wirklich ausmacht. Das Ergebnis: Nicht Intelligenz oder Erfahrung sind entscheidend, sondern fünf zentrale Dynamiken.

  1. Wirkung: Hat meine Arbeit einen echten Einfluss?
  2. Sinnhaftigkeit: Fühlt sich meine Arbeit für mich bedeutsam an?
  3. Struktur & Klarheit: Sind Rollen, Erwartungen und Ziele klar?
  4. Verlässlichkeit: Können sich Teammitglieder aufeinander verlassen?
  5. Psychologische Sicherheit: Fühle ich mich sicher genug, um meine Meinung zu sagen, Fehler zuzugeben oder um Hilfe zu bitten?

Von allen Faktoren erwies sich psychologische Sicherheit als der größte Hebel für den Erfolg von Teams. „Es ist gar nicht so wichtig, wer in einem Team ist, sondern wie die Menschen zusammenarbeiten“, betonte Stefan Promper. „Das beste Team bringt wenig, wenn sich niemand traut, das auszusprechen, was wirklich zählt.“

Brave Spaces statt Safe Spaces

Der Begriff „Safe Space“ mag verlockend klingen, doch absolute Sicherheit ist eine Illusion – auch im besten Team. „Es geht nicht darum, eine völlig angstfreie Umgebung zu schaffen, sondern einen Rahmen, in dem Unsicherheiten zugelassen werden, ohne dass daraus negative Konsequenzen entstehen.“, erklärt Stefan Promper an diesem Abend. In einem psychologisch sicheren Team wird Kritik nicht als Angriff gewertet, Fehler nicht versteckt und Hilfe nicht als Schwäche gesehen.

Psychologische Sicherheit zeigt sich in vielen kleinen, aber entscheidenden Momenten:

  • Darf ich eine unangenehme Wahrheit aussprechen – oder bleibt sie unausgesprochen?
  • Kann ich zugeben, dass ich einen Fehler gemacht habe – oder habe ich Angst vor den Konsequenzen?
  • Bitte ich um Unterstützung – oder fürchte ich, inkompetent zu wirken?
  • Kann ich meine Ideen äußern – oder werden sie sofort abgeschmettert?

„Ein Team, in dem Führungskräfte nie Fehler zugeben oder keine einzige kritische Frage kommt, ist nicht stark – es hat einfach nur gelernt zu schweigen“, so Promper.

Die Rolle der Führung: Zwischen Vorbild und Zerstörungskraft

Ein sicherer Raum entsteht nicht von allein – und Führungskräfte haben dabei eine zentrale Rolle. Sie können psychologische Sicherheit fördern oder unbewusst zerstören. Wie? Durch subtile Signale: ein Augenrollen auf eine kritische Frage, die fehlende Bereitschaft, eigene Unsicherheiten zu zeigen, oder ein Meeting-Klima, in dem sich immer die gleichen Stimmen durchsetzen.

In einem interaktiven Teil des HR-Cafés wurde es konkret: Die Teilnehmer:innen stellten sich gegenseitig die Fragen „Ich brauche Hilfe bei ___“ und „Ich habe bei ___ versagt“. Ein einfacher, aber eindrucksvoller Weg, um zu spüren, wie herausfordernd ehrliche Kommunikation sein kann – und wie viel Vertrauen dafür notwendig ist.

Psychologische Sicherheit ist kein Soft Skill, sondern eine harte Voraussetzung für Hochleistung. Unternehmen, die sie gezielt fördern, profitieren doppelt: Sie gewinnen nicht nur leistungsfähigere, sondern auch zufriedenere und loyalere Teams.

Psychologische Sicherheit ist kein Selbstläufer. Sie muss aktiv gestaltet werden – durch eine Fehlerkultur, die Lernen statt Konsequenz in den Mittelpunkt rückt, durch offene Kommunikation und durch Führungskräfte, die nicht als unfehlbare Helden auftreten, sondern als Menschen mit Stärken und Schwächen.

Die wichtigste Er­kennt­nis aus dem HR-Café?

Ein starkes Team erkennt man nicht daran, dass alle schweigen – sondern daran, dass sich jede:r traut, das auszusprechen, was zählt.

Wir bedanken uns für das große Interesse an unserem Format. Danke den geschätzten Gästen, unter anderem von Wacker Neuson Linz GmbH, Energie AG Oberösterreich, Elin GmbH & Co KG, Robert Bosch AG, Reform-Werke Bauer & Co GmbH, Kellner & Kunz AG, Diözese Linz, Wödlinger Steuerberatung und vielen mehr, fürs Dabeisein! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen.

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