Beziehungs/Weise

Teil 4 der Expedition Klimaforschung: Neues Jahr, Zeit für Frühjahrsputz!

von Nina Obernosterer
09. 01. 2019
Lesezeit: 6 Minuten

Nachdem die Zeit vor Weihnachten bekanntlich sehr dicht ist und eher die Dynamik von Abschließen als von Durchstarten hat, habe ich den Beginn des Jahres gewählt, um den vierten und letzten Beitrag zum Thema organisationales Klima zu gestalten.

Nach Beobachtung und ein Gefühl bekommen für das herrschende Klima, ein gemeinsames Wunschbild für Klimaentwicklung zeichnen und die Verantwortung für klimafreundliche Spielregeln und den Möglichkeiten diese zu gestalten, komme ich im letzten Beitrag zu einer Klimakomponente die meiner Beobachtung nach in vielen Organisationen wohl als Underdog bezeichnet werden kann – dem Raum (diverseste Firmengebäude und ihre Außenflächen) und seinen Einfluss auf Mensch und Klima.

Form follows Function – oder doch umgekehrt?

Dieser Satz[1] begleitet mich täglich in meiner Arbeit und lässt sich auf viele Bereiche übertragen, insbesondere auf die Gestaltung von Räumen – ob privat oder beruflich. Wenn der Raum nach der Funktion[2] gestaltet werden soll, wie sehen dann die optimalen Räumlichkeiten für Ihr Unternehmen aus? Bedarf es z.B. für die erfolgreiche Erledigung von Aufgaben Ruhe und Konzentration oder soll Kooperation und Zusammenarbeit gefördert werden oder braucht es ggf. auch beides? Wie bestimmen Räume und deren Gestaltung das Klima innerhalb Ihrer Organisation mit?

Dass Ort und Raum Auswirkung auf seine Bewohnerinnen und Bewohner hat ist eine jahrtausendealte überlieferte Philosophie, ob von den Chinesen und dem auch in unseren Breiten angewandte Feng Shui, bis hin zu den Griechen, Römern, Kelten,... . Sie alle haben besondere Städte an besonderen Orten gebaut, die Innenräume waren nach besonderen Gesichtspunkten ausgerichtet und die Reinigung und das Schützen erfolgte durch spezielle Rituale (z.B. Räuchern in den Raunächten).

Das Gebäude hatte eine ganz bestimmte Funktion und musste deshalb an einem bestimmten Ort stehen (eingebunden in die Umwelt) und eine ganz bestimmte Form haben. Orte, die heute oft noch viele Besucherinnen und Besucher anlocken und eine ganz spezielle Wirkung haben.

Wo ist dieses Wissen über Funktion und Form, über Plätze und deren besondere Gestaltung hingekommen?

Was ich momentan erlebe ist einerseits eine besondere Betonung der Form – der Frage des Designs und des Statements nach außen, wenn ich mir Neubauten oder Umgestaltungen von Unternehmensgebäuden ansehe. Andererseits gibt es viele Unternehmen die kaum Augenmerk auf die Gestaltung von Räumen legen und deren Einfluss auf das organisationale Klima schlichtweg unterschätzen.

 

Dabei ist es hinlänglich bekannt, dass der Raum, das Gebäude und seine Außenareale Einfluss auf unser Fühlen, Denken, Verhalten und auch Handeln haben. So wurde mittlerweile die Wohnraumpsychologie in den Reigen der psychologischen Disziplinen aufgenommen, eine noch junge Disziplin die Aufmerksamkeit verdient.

Das Jahr 2019 könnte also mit einem Fokus auf Orts- und Raumgestaltung Ihres Unternehmens beginnen, wenn es darum geht das Klima positiv zu beeinflussen. Ein „Führjahrsputz“ der sich lohnt!

[1] Siehe Sullivans Ansatz «The tall office building artistically considered».
[2] Die Funktion wird hier als weiterer Begriff angesehen und geht über das Verständnis von nüchterner Nützlichkeit hinaus!

Wo beginnen?
Das eigene Umfeld als Experimentierfeld

Einen „Frühjahrsputz“ kann man ganz unterschiedlich angehen, je nachdem mit welcher Brille Sie auf Ihre Organisation schauen. Als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter die/der auf ihr/sein ganz individuelles Umfeld schaut – ob Büroraum, Werkstatt oder Baucontainer - und/oder als Unternehmensleitung oder Führungskraft auf den Standort als Gesamtheit. Hier haben Sie die Wahl, wie umfassend der Führjahrsputz ausfallen soll.

Um die Wirkung dieser Komponente auf das organisationale Klima zu testen, bietet sich jedoch ein Experiment im eigenen Arbeitsumfeld an! 

Schauen Sie sich in Ihrem momentanen Arbeitsumfeld um. Was verrät die Räumlichkeit in der Sie gerade arbeiten über das vorherrschende Klima? Unterstützt der Raum die Funktion, die Sie ausüben? Was wäre mit diesem Fokus das Erste, das Sie ändern würden? Ein kleiner und nützlicher Schritt ist oft schnell gefunden. Fackeln Sie nicht lange, setzen Sie Ihn um. Ob ausreichend Licht, ein aufgeräumter Besprechungstisch, die passende Stellung des Schreibtisches, ein Headset bestellen für ein leiseres Telefonieren, vertrocknete Pflanzen entsorgen ..., was immer es ist, ein kleiner Schritt ist der Anfang und führt zum nächsten.

Spannend sind die Reaktionen von Kolleginnen und Kollegen. Es entsteht oft eine gemeinsame Dynamik, die das Klima positiv beeinflusst. Testen Sie es einfach mal, auch wenn Sie ein Einzelbüro haben, fangen Sie an Ihr Umfeld klimafreundlicher zu gestalten und Sie werden eine Wirkung auf Ihr unmittelbares Umfeld haben!

Wichtig ist dabei der Fokus auf die Funktion. Büros müssen nicht zwangsläufig wie Wohnzimmer aussehen, um positiv auf Fühlen, Denken, Verhalten und Handeln zu wirken.

 

Als Führungskraft und Unternehmensleitung können Sie natürlich mit mehr Gestaltungsspielraum auf das Raumthema schauen. Wünschen Sie sich ein Klima der Zusammenarbeit und des Austausches, dann müssen Räume auch so gestaltet sein, dass dies möglich ist. Wenn jeder in seinem Einzelbüro sitzt, bei geschlossenen Türen, sind die Barrieren zur Zusammenarbeit schon durch den Raum gelegt. Dennoch gibt es viel Gestaltungsspielraum zwischen Einzelbüros und Großraumlösungen, zwischen karger Nüchternheit und kitschiger Überladenheit.

Raumgestaltung wird besonders in Hinblick auf neuere Organisationsformen (Stichwort New Work) ein wichtiges Thema sein. Arbeitsweisen wie Selbstorganisation benötigen die passenden Räume und ausreichend Platz, um das gewünschte Klima zu unterstützen.

Soll der Frühjahrsputz umfassender ausfallen, ist es ratsam beim Thema der Raumgestaltung Expertinnen und Experten für Arbeitsräume – die altes Wissen mit Neuem kombinieren - zuzuziehen, die die Funktion Ihres Unternehmens verstehen und Sie bei der passenden Gestaltung der Form unterstützen. Denn so wie eine gelungene Veränderung der Raumgestaltung positiv auf das organisationale Klima, und damit positiv auf das Produkt und die Dienstleistung wirkt, kann ein Misslingen den gegenteiligen Effekt haben, der sehr hohe Kosten verursacht und mitunter schwierig rückgängig zu machen ist!

 

Und vielleicht der Vollständigkeit halber, der Raum ist wieder nur eine Komponente, die das organisationale Klima beeinflussen kann. Überspitzt formuliert, eine neue Wandfarbe macht noch kein neues Denken und Handeln! (siehe Beitrag 3) Dennoch bietet ein Prozess zur Raumveränderung eine gute Möglichkeit eine Organisation auf allen Ebenen weiterzuentwickeln. Denn Raumentwicklung ist für mich immer auch Organisationsentwicklung, denn im Mittelpunkt dieser soll die Funktion der Organisation und damit deren Sinn stehen der sich dann in der Form abbildet und nicht umgekehrt!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen erfolgreichen „Frühjahrsputz“ 2019 und einen guten Start ins neue Jahr!

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